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Brúarárfoss

Brúarárfoss in Island. Wie bin ich vom ersten, überwältigenden Eindruck (Foto links) bei einem meiner Lieblingsbilder dieser Reise (Foto rechts) gelandet?

15. Januar 2024, 16:14 Uhr

Brúarárfoss - vom ersten Eindruck zum fertigen Bild

Am letzten Tag des Photo-Workshops in Island war der Brúarárfoss unser letzter Halt auf der Rückreise nach Reykjavik. Und was für ein Finish!

Der erste Eindruck. Snapshot mit dem iPhone.

Wie so oft in Island ist der erste Eindruck überwältigend. Diese Weite, die Farbe des Wassers, das Winterlicht, dieses Rauschen!

“Alles aufsaugen und festhalten!”, so oftmals der erste Reflex des Fotografen. Also die Kamera aufs Stativ, ausrichten, vertikales Panorama. Sieht eigentlich ganz gut aus:

Brúarárfoss in seiner ganzen Breite. Vertikales Panorama, sechs Fotos aneinandergereiht.

Aber wenn man von einer Landschaft überwältigt ist und darum viele schöne Details kaum sieht, gibt’s für mich nur eines: grosses Zoom raus, grosse Brennweite wählen und “rein” in die Landschaft. Fill the frame. Es öffnen sich dann ganz neue Kompositionen und Ansichten.

Hier die erste Phase. Die Schlucht mitten im Brúarárfoss hat es mir angetan. Reinzoomen, Brennweite ca. 250mm. Etwas längere Verschlusszeit, um jedem kleinsten Rinnsal seine Bedeutung zu geben. Resultat:

Brúarárfoss. Brennweite 254 mm, Belichtungszeit 0.5 Sekunden

Magisch, nicht wahr? Und dann noch etwas weiter “rein”, Ausrichtung auf Hochformat, Brennweite bei 428mm. Viel mehr gibt das Zoom-Objektiv nicht her (100-500mm). Die Belichtungszeit bleibt bei fast einer halben Sekunde, um das fliessende Wasser und den “dreamy look” zu betonen.

Voilà. Brúarárfoss am 15. Januar 2024 um 16:24 Uhr. Brennweite 428mm, Belichtungszeit 0.4 Sekunden.

Eines meiner Lieblingsbilder dieser Island-Reise. Das fliessende Wasser zeigt immer noch Muster und Konturen und ist nicht einfach verwaschen. Dazwischen die gefrorenen Elemente, die dem Bild eine gewisse Struktur verleihen. Schliesslich der starke Kontrast zum schwarzen Lava-Gestein und ganz wenig warme, erdige Farbtöne beim welken Gras. Happy.

 

Falls dich alle Details interessieren:

Fotokamera: Canon EOS R5
Objektiv: Canon EF 100-500 mm f4.5-7.1 L IS USM
Aufnahmemodus: Manuell
Blende: f/11
Belichtungszeit: 0.4 Sek.
ISO: 50

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Innert Sekunden vom Landschafts- zum Wildlife-Fotografen

Die Gletscherlagune Jökulsárlón in Island und der gleich gegenüber liegende “Diamond Beach” Breidamerkursandur zählen zu den absoluten Must-Sees einer Reise nach Island. Ein Bild der abgebrochenen Eisschollen in der Morgen- oder Abendsonne gehört einfach dazu. Aber blitzartig verändert sich mein Fokus, als im eisigen Wasser eine Robbe auftaucht.

Wie man innert Sekunden vom Landschafts- zum Wildlife-Fotografen wird und was man bei den Kameraeinstellungen dabei beachten sollte, lest ihr in diesem Beitrag.

14. Januar 2024, 11:31 Uhr

Robbe in Jökulsárlón. Zum Glück sind die so neugierig…

Wir waren gerade dabei, die schöne Morgensonne - Sonnenaufgang um 10:14 Uhr - mit den Eisschollen am Diamond Beach zu fotografieren, als “ein kleiner, schwarzer, neugieriger Punkt” im Wasser auftauchte. Dass es in dieser Lagune Robben hat, war mir bewusst. Dann aber tatsächlich eine zu sehen, löste einen gehörigen Adrenalinschub aus.

Jetzt galt es, rasch vom Landschafts- in den Wildlife-Modus zu wechseln. Grosses Zoom aufsetzen. Alle wichtigsten Kameraeinstellungen (siehe unten) habe ich im Individual C1-Modus der Canon EOS R5 gespeichert. Dann die ersten Versuche… naja…

Erstes - aufgeregtes - Bild der Robbe. Tja, will noch nicht so recht…

Also beruhigen und einige Tipps aus den unzähligen YouTube-Videos beachten:

  • Bilder von Tieren wirken besser, wenn man auf Augenhöhe fotografiert. Also mindestens am Wasserrand sitzen. Noch besser: auf den Bauch liegen.

  • Autofokus immer auf ein Auge (Mensch oder Tier) richten. Der Modus “Tieraugen AF” bei Canon leistet hier grandiose Arbeit.

  • Verschlusszeit 1/1000 Sekunden beim Start. Je nach Geschwindigkeit der Bewegung und Distanz der Robbe muss die Belichtung sogar auf 1/2000 bis 1/2500 Sekunden verkürzt werden.

  • Blende ganz offen, um möglichst viel Licht einzufangen und die sehr kurze Verschlusszeit etwas zu kompensieren. Bei ganz ausgefahrenem Zoom dieses Objektivs von 500mm beträgt die Blende noch f7.1

  • Das jetzt noch benötigte Licht muss mit der ISO-Einstellung geregelt werden. Neu war für mich, dass ich mit AUTO ISO fotografierte. Diese Einstellung führte bei der alten Kamera zu gröberem Rauschen und war für mich eigentlich undenkbar. Die neueren Kameras sind da aber viel toleranter und dank AI kann das Rauschen in der Bildbearbeitung sehr gut reduziert oder gar eliminiert werden.

  • Burst Mode. Die Kamera schiesst in höchstem Tempo so lange Fotos, wie man den Auslöser gedrückt hält. Ich habe in diesen paar Minuten 91 Bilder geschossen….

Das beste Bild (von 91…) der Robbe in Jökulsárlón

Und dann hat’s tatsächlich geklappt! Während einer ganz kurzen Zeit (1-2 Sekunden) hat die Robbe den Kopf sehr schön aus dem Wasser gestreckt und sich wohl gefragt, was diese merkwürdigen Leute am Strand auf dem Bauch liegend so machen…

Bin SEHR happy mit diesem Bild. Schönes Licht, perfekte Schärfe der Robbe, das Rauschen gut reduziert. Hätte ich vor ein zwei Jahren noch nicht hingekriegt.

 

Kameraeinstellungen:

Fotokamera: Canon EOS R5
Objektiv: Canon EF 100-500 mm f4.5-7.1 L IS USM
Aufnahmemodus: Individual C1
Blende: f/7.1
Belichtungszeit: 1/1000 Sek.
ISO: 12800 (Auto)

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